Es gibt Neues in der Kabinettsausstellung zur Provenienzforschung „Herkunft & Verdacht“ im Kulturspeicher.

Mehr als drei Jahre sind seit der großen Ausstellung „Herkunft & Verdacht“ im Jahr 2018 vergangen. Seitdem hat sich im Museum im Kulturspeicher in Sachen Provenienzforschung einiges getan: In einem neuen Forschungsprojekt wurden die Zugänge der Jahre 1945 bis 1975 beleuchtet. Denn auch nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde noch mit Werken gehandelt, die ursprünglich in jüdischem Eigentum waren und in der NS-Zeit verfolgungsbedingt entzogen wurden. Abermals erhielt das Museum vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste eine großzügige Unterstützung. Spannende Ergebnisse aus dieser zweiten Forschungsphase werden nun in einer Kabinettausstellung präsentiert. Dabei gibt es Werke, deren unverdächtige Herkunft nachgewiesen werden konnte, aber auch (noch) ungelöste Fälle, bei denen weitere detektivische Forschungsarbeit erforderlich ist.

Die Städtische Sammlung, heute beheimatet im Museum im Kulturspeicher, wurde 1941 im Auftrag der NS-Stadtregierung gegründet. Dieser Zeitpunkt ist Grund genug für eine gezielte Suche nach NS-Raubkunst in den Beständen – schließlich kamen damals zahlreiche Kunstwerke aus jüdischen Sammlungen teilweise zu Schleuderpreisen auf den Markt. Ein erstes, für drei Jahre vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Projekt zur Provenienzforschung ist mittlerweile beendet. Durch eine (möglichst lückenlose) Rekonstruktion aller Besitzerwechsel sollten NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke aufgespürt werden. Dieser – zugegebenermaßen sperrige – Begriff umfasst eben nicht nur die NS-Raubkunst, also beschlagnahmte Werke politisch oder rassisch verfolgter Personen, sondern gleichfalls den Zwangsverkauf von Kulturgütern aus jüdischem Eigentum.
Der Fokus der Recherche richtete sich zunächst auf alle Neuzugänge der Jahre 1941 bis 1945: Der langjährige Sammlungsleiter Heiner Dikreiter (1893-1966) erwarb in dieser Zeit 5.178 Werke. Diese kamen zum größten Teil durch Kauf oder Schenkung direkt vom Künstler oder dessen Erben in die Städtische Sammlung. In diesen Fällen ist die Herkunftsgeschichte der Objekte geklärt und kann als unbedenklich eingestuft werden.

Die Präsentation nimmt die Besucher mit zu einem virtuellen Besuch ins alte Aschaffenburg und macht sie mit Künstlernachlässen bekannt; schließlich können sie selbst ein „Bilderrätsel“ lösen.

 

Foto: (Ausschnitt) Rayski, F.v. Die großen Kavaliere 

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