Bis zum 3. Dezember sind im Mozartareal Straßenfotos der letzten 50 Jahre aus Würzburg zu sehen.

Der Titel klingt zunächst wie ein historisches Unterfangen, das die im Laufe von 50 Jahren sich wandelnde Stadtkulisse zum Thema haben könnte. Es sind aber nicht die touristisch anmutenden Ansichten der Stadt, die vorgeführt werden, sondern eher die belanglos erscheinenden und durchaus sprechenden Motive, die sich unter dem Begriff Straßenfotografie einordnen lassen. Die also weniger gesucht als gefunden werden und sich ergeben, wenn man mit der Kamera durch die Gegend streift wie ein Cowboy, der den Colt stets schussbereit am Gürtel trägt.

Untouristische Ansichten von Würzburg

Die überaus zahlreich und eher schmucklos fortlaufend an die Wände geklebten Fotos zeigen zwar den Rückblick auf das Gewordene wie auch das gegenwärtig sich offenbarende Erscheinungsbild der Stadt, aber das eigentliche Anliegen ist allein das Machen von Bildern, die auf unterschiedlichste Weise rühren sollen. Was also ist zu sehen? – In jedem Falle sind es untouristische Ansichten: die Residenz hinter rotweißen Absperrgittern, ein Tankstellenpanorama mit darüber schwebender Festung, Toilettenhäuschen bei schicken Neubauten, zur Renovierung mit buntem Netzwerk verpackte Gebäude, ungeschickt in den Straßen präsentierte Bauplastik vergangener Epochen, wütende Abrissbagger bei der Arbeit, immer wieder menschliche Statisten vor Schaufenstern oder viel zu großen Postern, der Hund am Tattooshop, dabei viel Schrift und Spruchgut auf Schildern und Plakaten und vieles mehr. Das alles ist mit viel Liebe, bei schönem Licht und stets mit einem Hauch von Ironie gestaltet.

Ein Hund vor einem Tattooladen in Würzburg – eine von vielen skurilen Szenen der Ausstellung „Würzburger werden“. Foto: Joachim Maidt

Charakteristisch für Würzburgs Gegenwart

Zwischen die ausgestellten Fotos sind hin und wieder kleine Textbilder geklebt, die anregen mögen, das Material gedanklich zu erweitern. Die Ausstellung zeigt also gesammelte Kleinodien, die in ihrer Masse und Zusammenstellung die Würzburger Gegenwart charakterisieren. Und wenn vieles hier abgebildet ist, was an moderner Urbanität in gleicher Weise anderswo zu finden wäre, so ist es eben auch in der hiesigen Mainmetropole sehr dominant, und zwar gleich neben den denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten.

Ausstellungsstücke zum Mitnehmen

Eine Besonderheit der Ausstellung besteht darin, dass es erlaubt ist, sich an den Bildern zu bedienen. Wenngleich wahrscheinlich kaum jemand sein Heim mit den ungeschönten Stadtmotiven schmücken möchte, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man gern ein Foto von der Wand lösen dürfe und dafür einen Obolus von 5 € in den goldenen Spendenkasten stecken sollte. Die fehlenden Bilder werden nachgedruckt – oder auch nicht. Das Buch zur Ausstellung mit 350 Bildern kann über j.maidt@web.de bestellt werden und kostet 50,00 €.

Das Mozartareal ist von Montag bis Freitag 8 bis 20 Uhr geöffnet und frei zugänglich.