Das Mainfranken Theater präsentiert die Highlights des Programms der Saison 2024/25

Neun Premieren, davon zwei Uraufführungen sowie fünf aus der vergangenen Spielzeit übernommene Inszenierungen: Das neue Programm der Schauspielsparte spiegelt von Klassikern und Märchen über Romanadaptionen bis hin zu zeitgenössischer Dramatik die ganze Vielfalt des Theaters wider. Auch im Schauspiel handeln viele Stücke in dieser Spielzeit auf unterschiedliche Weise „Vom Gehen in die Fremde“.

Klassiker von Friedrich Schiller

In Schillers Klassiker Maria Stuart, der ersten Premiere der neuen Spielzeit unter der Regie von Intendant Markus Trabusch, erfährt die nach England geflohene schottische Königin das Gegenteil einer Willkommenskultur. Statt die erhoffte Hilfe von Königin Elisabeth von England zu erhalten, lässt diese die mögliche Rivalin ins Gefängnis werfen. Schillers berühmtes Trauerspiel, uraufgeführt 1800, verdichtet in seiner Darstellung des Maria-Stuart-Stoffes zahlreiche Quellen über das Schicksal der historischen Königin.

Mit ihrem Stück In den Alpen hat Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eine Wutrede über die Maßlosigkeit des Menschen geschaffen. Ausgehend von dem katastrophalen Bergbahnunglück in Kaprun im Jahr 2000, bei dem in einem Feuer 155 Menschen starben, erforscht Jelinek die Zusammenhänge zwischen Alpinismus, kapitalistischer Ausbeutung bis hin zu Ausgrenzung und Antisemitismus. Vor der Kulisse der malerischen Alpen legt sie die wunden Punkte einer Nationalseele offen und dringt in die tiefsten Abgründe der Menschheit vor. Die Inszenierung von Tamó Gvenetadze kommt am 2. Oktober auf der Probebühne zur Premiere.

Die Schneekönigin ist eines der beliebtesten Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen und das Familienstück zur Weihnachtszeit in diesem Jahr. Unter der Regie von Martina Eitner-Acheampong kommt Die Schneekönigin in der Fassung des russischen Dramatikers Jewgeni Schwarz Ende November auf die Bühne des Kleinen Hauses. Ebenfalls zur Weihnachtszeit spielt die bitterböse Komödie Frohes Fest des schottischen Dramatikers Anthony Neilson. Überforderte Polizisten stolpern hilflos von einer Katastrophe in die nächste – der berühmte britische Humor kommt dabei nicht zu kurz. Regie führt Till Kleine-Möller, der bereits in der letzten Spielzeit erfolgreich Richard O’Brien’s The Rocky Horror Show am Mainfranken Theater inszeniert hat.

Theaterstück über aufmüpfige Schulklasse in der DDR

Am 14. Februar kommt auf der Probebühne Escape Love in einer Inszenierung von Albrecht Schröder zur Uraufführung. In ihrem Auftragswerk im Rahmen des Leonhard-Frank-Stipendiums des Mainfranken Theaters lässt Autorin Elisabeth Pape drei junge Menschen auf sympathische Weise ihre Vorstellungen von Liebe und Beziehungen hinterfragen.

Bertolt Brechts Leben des Galilei (Regie: Tim Egloff), die Uraufführung des Kinder-Krimis Was Wanda will von Lena Hach und Goethes Clavigo (Regie: Dominique Horwitz) sind weitere Premieren der Spielzeit. Mit Drei Mal Leben von Yasmina Reza kommt nach „Kunst“ erneut Gegenwartsdramatik der französischen Erfolgsautorin zur Aufführung, die pointiert und mit sprachlichem Feingefühl die Fragilität individueller Existenzen unter dem Schleier vermeintlich zivilisierter Umgangsformen beschreibt.

Die erfolgreiche Produktion Das schweigende Klassenzimmer nach dem Buch von Dietrich Garstka in der Inszenierung von Anna Stiepani ist auch in der neuen Spielzeit Teil des Spielplans. Sie erzählt die Geschichte einer 12. Klasse der Oberschule in Storkow und deren Auflehnen gegen das totalitäre Regime der DDR. In der Spielzeit 2023/24 wurde die Inszenierung in Kooperation mit der Ruhr Universität Bochum und der Bundesstiftung Aufarbeitung von Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen begleitet, die ihre eigenen Lebensgeschichten in der DDR erzählten.

Ebenfalls aus der ablaufenden Spielzeit übernommen werden Richard O’Brien’s The Rocky Horror Show, Die Comedian Harmonists, das Familienstück Ente, Tod und Tulpe, „Kunst“ und das mobile Klassenzimmerstück Klamms Krieg. Auch 2025 wird rund um den Gedenktag der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 der Audiowalk Codename Bleak in einer erweiterten Version auf dem Spielplan stehen. In Kooperation mit der Kongregation der Schwestern des Erlösers, in deren Luftschutzkeller einige Würzburger:innen den Bombenangriff überlebten, führen vom Schauspielensemble gesprochene Berichte von Zeitzeug:innen durch die Altstadt.

Begleitende und vermittelnde Angebote zum Spielplan und darüber hinaus bietet auch in dieser Spielzeit die plattformX an. Neben theaterpädagogischem Begleitprogramm für alle Sparten des Hauses bietet das Team um Jenny Holzer und Patrick Kobler Führungen, inklusive Angebote und zahlreiche Spielclubs für Menschen jeden Alters an. Der SchauspielclubX widmet sich in der neuen Spielzeit dem Thema Europa. Viele der Angebote der PlattformX werden in diesem Jahr in Kooperation mit pics4peace angeboten.

Tanz: Drei verschiedene Spielstätten

Nach der Eröffnung des Theaterneubaus ist die Tanz-Sparte in dieser Spielzeit endgültig im Herzen der Stadt angekommen und kann bei der täglichen Arbeit im Ballettsaal beobachtet werden. Mit Tanzen bis in die Puppen präsentiert die Tanzcompagnie am 23. Juni 2024 ihre erste Premiere im Kleinen Haus. Damit ist auf allen drei Bühnen des Mainfranken Theaters Tanz zu sehen. Und daran wird auch in der kommenden Spielzeit festgehalten: Die neue Spielzeit startet mit der Uraufführung Classic Soul. Die Choreografie von Ballettdirektorin Dominique Dumais verbindet die Lieder der Jazz- und Soul-Sängerin Nina Simone und die Klavierkompositionen von Johann Sebastian Bach zu einer ausdrucksstarken Tanzproduktion. Premiere ist am 2. November in der Theaterfabrik Blaue Halle.

Ab dem 2. Februar 2025 wird das dreiteilige Programm Bis dass der Tod uns scheidet mit Choreografien von Kevin O’Day, Dominique Dumais und weiteren Gastchoreografen im Kleinen Haus zu sehen sein. Der Tanzabend beschäftigt sich mit besonderen Momenten des Übergangs und menschlichen Beziehungen als elementarem Bestandteil des Lebens.

Mit Grimms Reisen wird am 4. Mai 2025 die große Tanzproduktion mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg auf die Bühne der Theaterfabrik Blaue Halle kommen. Der Abend wird gestaltet von Gastchoreografin Wubkje Kuindersma und Dominique Dumais und reflektiert sowohl das Leben als auch die vielseitigen Geschichten der Brüder Grimm.

Auch das TanzXperiment wird fortgesetzt: Mit dieser Reihe zeigt das Tanzensemble zum einen Improvisationsabende, zum anderen erhalten die Tänzerinnen und Tänzer die Möglichkeit, ihre eigenen Arbeiten und damit ihre individuellen künstlerischen Ideen zu präsentieren.

Starke Bekenntnisse im Musiktheater

Das Spielzeitmotto „Vom Gehen in die Fremde“ durchzieht wie ein roter Faden die Neuinszenierungen der Musiktheater-Sparte und spiegelt historische und gegenwärtige Migrations- und Fluchterfahrungen. Am 6. Oktober öffnet sich der Vorhang zur Premiere von Luigi Cherubinis Medea in der Theaterfabrik Blaue Halle. Basierend auf der gleichnamigen Tragödie des Euripides, führt Cherubinis 1797 in Paris uraufgeführte Oper in die Urgründe europäischer Mythen und thematisiert den der europäischen Zivilisation eingeschriebenen Konflikt zwischen der Pflicht zur Aufnahme Fremder und den sich daraus ergebenden potenziellen Gefahren für eine Gesellschaft.

1934 als letztes Werk entstanden, das Paul Abraham vor seiner Flucht vor dem Nazi-Terror in die USA zur Uraufführung bringen konnte, geht es im Märchen im Grand Hôtel (Regie: Tristan Braun) als spritzig-verwickelter Liebesgeschichte rund um die Filmemacherin Marylou, die exilierte spanische Prinzessin Isabella und den Zimmerkellner Albert vor der schillernden Kulisse der Côte d‘Azur auch um eine Auseinandersetzung mit dem Sehnsuchtsort Hollywood: die Traumfabrik als Zufluchtsort und Spiegel der Migrationserfahrungen des Komponisten selbst.

2025 blickt die Musikwelt auf 100 Jahre Wozzeck zurück. In Alban Bergs aufregender Partitur nach Georg Büchners Dramenfragment, die bei ihrer Berliner Uraufführung am 14. Dezember 1925 auf erhebliche Widerstände stieß, verschmelzen unterschiedlichste musikalische Formen und Kompositionsverfahren zu einem einzigartigen Klangbild: ein Meilenstein der Opernliteratur und längst ein Klassiker des Repertoires! Im Zentrum der Geschichte steht der Soldat Wozzeck, der – von seiner Umgebung gedemütigt und von erdrückender Armut getrieben – zum Mörder wird. Premiere der Neuinszenierung in der Regie von Sigrid Herzog ist am 9. Februar 2025. Wozzeck ist auch die letzte Opernproduktion unter der Stabführung von Generalmusikdirektor Enrico Calesso, der künftig als Musikdirektor die künstlerischen Geschicke am Teatro Verdi in Triest leiten und lenken wird.

Udo Zimmermanns viel gespielte Kammeroper Weiße Rose aus dem Jahr 1986 führt in das Herz des Widerstands gegen das NS-Regime. In dramatisch-visionären Bildern werden zentrale Lebensstationen der Geschwister Hans und Sophie Scholl nachgezeichnet. Die Premiere am 16. März 2025 im Kleinen Haus fällt bewusst mit dem Gedenken an die 80. Wiederkehr der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 zusammen: als eindringliche Mahnung an die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah und als Aufruf zur Wachsamkeit gegen Feinde von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Mit Georges Bizets Oper Carmen (Premiere: 1.6.2025) steht zum Abschluss der Saison eine der meist gespielten Opern des internationalen Repertoires und zugleich eines der zentralen Hauptwerke der französischen Literatur auf dem Programm. Bis heute hat die Geschichte der „frei geborenen“ und darum überall zur Außenseiterin verurteilten Carmen nichts von ihrer erschütternden Wirkung verloren. Für die Inszenierung zeichnet Intendant Markus Trabusch verantwortlich, in der Titelpartie ist die junge Mezzosopranistin Vero Miller aus dem Würzburger Opernensemble zu erleben.

Konzert: Abwechslungsreiches Angebot des Philharmonischen Orchesters

Sechs Sinfoniekonzert-Doppelabende mit aufregenden Neuentdeckungen, aber auch den großen Klassikern der Konzertliteratur: Im Rahmen des 3. Sinfoniekonzertes wird Franz Schuberts berühmter Liederzyklus Winterreise in der modernen Interpretation des Komponisten Hans Zender mit dem weltweit gerühmten Tenor Daniel Behle zu erleben sein. Weitere hochkarätige Solistinnen und Solisten wie die Violinistin Łucja Madziar mit dem 4. Violinkonzert der nahezu in Vergessenheit geratenen polnischen Komponistin Grażyna Bacewicz (6. Sinfoniekonzert), oder Patrick Flassig, Bassposaunist des Philharmonischen Orchesters, mit Daniel Schnyders Konzert für Bassposaune (5. Sinfoniekonzert) bringen weniger bekannte, aber umso hörenswertere Kompositionen zu Gehör. Als besondere Programmpunkte sind neben Richard Strauss‘ Sinfonischen Dichtungen Don Juan und Tod und Verklärung sowie Beethovens 4. Sinfonie, die Enrico Calesso im 2. Sinfoniekonzert dirigiert, auch die Weiterführung des Bruckner-Zyklus mit Bruckners 2. Sinfonie im 4. Sinfoniekonzert hervorzuheben.

Die Konzertsaison 2024/25 präsentiert zudem weitere Formate, die sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit erfreuen, darunter unter anderem das Neujahrskonzert (4., 5. & 6. Januar 2025) und die Reihe der Familienkonzerte, sowie die Italienische Nacht und die anspruchsvollen Kammermusikkonzerte in den Prunkräumen der Würzburger Residenz. So erwartet Freundinnen und Freunde des klassischen Konzerts ein breit gefächertes Angebot, mit dem für jede Vorliebe etwas dabei ist.

Großer Höhepunkt der Saison ist die Aufführung von Gustav Mahlers 2. Sinfonie („Auferstehung“) im Congress Centrum unter der musikalischen Leitung von Enrico Calesso. Die monumental besetzte Sinfonie mit Chor, Sopran- und Altsolo steht in doppelter Hinsicht für Übergang und Neubeginn. So ist es das letzte Konzert, das Calesso im Rahmen seiner Amtszeit als Generalmusikdirektor in Würzburg dirigieren wird. Zu den weiteren Highlights zählen gleichermaßen unterhaltsame Konzertevents wie die Weihnachtsgala Christmas Swing (19. & 20.12.2024), bei der das Philharmonische Orchester an der Seite der Big Band Würzburg! e.V. sowie der Sängerin Fola Dada (Gewinnerin des Deutschen Jazzpreis 2022) und dem Sänger Philipp Lang zu erleben sein wird, wie auch Konzertabende im Rahmen des Mozartfests, die in der Würzburger Residenz und dem angrenzenden Hofgarten in festlichem Ambiente dargeboten werden. Das Philharmonische Orchester ist ebenso Teil des Würzburger Hafensommers und bildet wieder dessen feierlichen Auftakt mit der Sparda-Bank Classic Night auf der schwimmenden Bühne im Alten Hafen (25.7.2025).

Die Familienkonzert-Reihe greift in der kommenden Spielzeit wieder vielfältige Ansätze auf. Das 1. Familienkonzert Peer Gynts Reise bringt Ausschnitte aus Edvard Griegs berühmter Musik zu Henrik Ibsens Bühnendrama, mit der Peer Gynt auf seinen Abenteuern in die weite Welt begleitet wird. Im 2. Familienkonzert erklingt Andreas N. Tarkmanns Orchestermärchen König Karotte nach Musik von Jaques Offenbachs gleichnamiger Operette. Mit dem 3. Familienkonzert Arche Boa bringt das Philharmonische Orchester ein weiteres Familienkonzert mit Versen der Würzburger Autorin Cornelia Boese auf die Bühne des Kleinen Hauses, und im 4. Familienkonzert Naftule und die Reise nach Jerusalem entführt es mit dem Klarinettisten Helmut Eisel in die lebhafte Welt der Klezmer-Musik.

Zudem erlebt die Reihe der beliebten Babykonzerte einen Neustart im Eingangsfoyer des Theaterneubaus im Herzen der Stadt. Hier sind Babys und Kleinkinder gemeinsam mit Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten eingeladen, Musik mit allen Sinnen zu erleben.

Vorverkauf startet am 10. Juli

Ab dem 10. Juli 2024, 11:00 Uhr, startet der Vorverkauf für alle Vorstellungen der neuen Spielzeit. Bereits ab dem 25. Juni können Abonnements an der Theaterkasse verlängert und neu erworben werden.

Foto: Fabian Gebert, mit Generalmusikdirektor Enrico Calesso, Operndirektor Berthold Warnecke, Intendant Markus Trabusch, Balettdirektorin Dominique Dumais und Schauspieldirektorin Barbara Bily.