Neue App entwickelt: Die Digitalisierung des Martin von Wagner Museums schreitet fort.

Nach der Video-Reihe „Tiepolo libero!“ kommt jetzt die App für die Gemäldegalerie – entwickelt in einer kunsthistorischen Masterarbeit. Das Martin von Wagner Museum durchlebt derzeit einen digitalen Wandel, den es sich vor einem Jahr noch nicht hätte träumen lassen. Zum einen zwang der Druck der Ereignisse zum Handeln: Die geschlossen gebliebene Tiepolo-Ausstellung hat die Verantwortlichen kreativ werden lassen, der YouTube-Kanal „Tiepolo im MvWM“ zählt inzwischen über vierzig Videos und wird auch nach Wiedereröffnung als Erweiterung der Schau Bestand haben.

Zum anderen treiben die Studierenden die Digitalisierung des Universitätsmuseums voran. Als Masterarbeit wurde kürzlich eine digitale Begleitung durch die Gemäldegalerie entwickelt, die kostenlos ab sofort auf Google Play (für Android) und bald auch im App Store (für Apple) heruntergeladen werden kann. Auf unterschiedlichen Touren werden die Besucher zu rund vierzig Objekten geführt. Sie bieten Zugänge zu Gestaltung und Bedeutung sowie verdichtete Informationen zur Biografie der Künstler. Querverweise führen zu anderen Gemälden in der Galerie, aber auch zu Zeichnungen und druckgrafischen Blättern der Graphischen Sammlung des Martin von Wagner Museums, die normalerweise verborgen bleiben.

Eine App mit vielen Möglichkeiten

Die App stärkt die Selbständigkeit der Besucher. Sie haben die Wahl zwischen geschriebenen oder gesprochenen Texten. Die Themen der Rundgänge orientieren sich an den Schwerpunkten der Sammlung: Neben der Tour „11 Glanzlichter“ zu Schlüsselobjekten der Sammlung werden „Der Blick auf die Natur“, „Würzburger Facetten“ und „Bild-Geschichten“ angeboten. Doch auch die Funktion „Selbst erkunden“ steht zur Verfügung.

In erster Linie ist die App zur Benutzung während eines Museumsbesuchs gedacht, sie kann aber auch zeit- und ortunabhängig verwendet werden, etwa zur Vor- und Nachbereitung. Und vielleicht tröstet sie auch darüber hinweg, dass die hinteren Säle der Gemäldegalerie wegen der Tiepolo-Ausstellung derzeit nicht zugänglich sind. Dort befinden sich vierzehn der Objekte, die nun wenigstens über die App abgerufen werden können.

Ein Meilenstein für das Museum

Aylin Uluçam ist der Mastermind hinter der Anwendung. Als die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern für ihr Programm „fabulApp – Baukasten für digitales Storytelling“ warb, signalisierte Uluçam dem Martin von Wagner Museum gegenüber sofort Bereitschaft und Interesse. Er habe ihre Anregung nicht ganz uneigennützig aufgegriffen, sagt der Direktor des Museums, Professor Damian Dombrowski: „Frau Uluçams Engagement und die Zusammenarbeit mit der Landesstelle waren für uns ein Glücksfall, denn auf diese Weise bekamen wir frei Haus ein professionelles Vermittlungstool: sprachlich verständlich, optisch ansprechend, inhaltlich niveauvoll, kunsthistorisch tiefgängig.“ Aus der Entwicklung der App wurde ein Meilenstein für das Museum – und eine Masterarbeit mit Bestnote.

Als Absolventin des Bachelor-Studiengangs Museologie/Kunstgeschichte brachte Uluçam beste Voraussetzungen dafür mit, den Ansprüchen heutiger Museumsbesucher auf adäquate Weise zu entsprechen. Für die App verlor sie das wissenschaftliche Fundament nie aus dem Blick; zugleich erinnert Uluçam an das Leitprinzip der Universität Würzburg: „Wissenschaft für die Gesellschaft“. Das Martin von Wagner Museum könne – so die Nachwuchswissenschaftlerin, die inzwischen für ihre Dissertation über Tiepolo forscht – diese Maxime besser erfüllen als andere universitäre Einrichtungen, weil „die ausgestellte Kunst selbst als Wissensvermittlerin für die Besucher agiert.“

Weitere Angebote sind in der Entwicklung

Museumsdirektor Dombrowski sieht eine weitere Stärke der App auch darin, dass sie einen weiten Adressatenkreis anspricht: „Die App wendet sich an Besucher ohne Vorbildung genauso wie an Museumsgänger mit akademischem Hintergrund.“ Über zusätzliche Inhalte und neue Touren, besonders durch die Antikensammlung, werde deshalb bereits intensiv nachgedacht. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen garantiert die Nachhaltigkeit über laufende Updates. In Kürze werden sämtliche Objekttexte und Strukturelemente auch in englischer Übersetzung vorliegen, um das internationale Publikum zu erreichen.